Der Traum vom eigenen Lokal

Wer die scharfe Abzweigung von Herisau herkommend verpasst, der verpasst etwas: den Landgasthof zur Steirerwirtin im appenzellischen Stein. Dort kocht und wirtet seit nunmehr sieben Jahren die gebürtige Steirerin Eleonore Lindenmann. Eine Frohnatur, Powerfrau, leidenschaftliche Köchin und Gastgeberin, die selbst dann noch was kocht, wenn eigentlich Ruhetag wäre – wie es heute der Fall ist. «Schatzi, bitteschön!», sagt Eleonore, und serviert die soeben zu­bereitete österreichische Spezialität. «Ich hab’ doch einen Zwiebelrostbraten versprochen.» Ja, und was sie verspricht, das hält sie.

Ihr Handwerk hat Eleonore Lindenmann während ihrer dreijährigen Kochlehre im Gasthof Graschi in Graz von Grund auf gelernt. «Wir waren damals neun Lernende im Betrieb, und ich war das einzige Mädel», erinnert sie sich. Das sei eine intensive Zeit gewesen, in der sie nicht nur kochen und ein Schwein ausbeinen gelernt habe, sondern auch sich durchzusetzen. Ja, gekocht habe sie schon damals gerne, die Liebe zum Beruf sei aber so richtig erst später gekommen – «und heute möchte ich nichts anderes mehr machen», betont sie.

«Als Gastgeberin braucht man den ­richtigen Partner»

Nach der Lehrzeit arbeitet sich Eleonore von der Jungköchin bis zur Küchenchefin im Hotel Hochtrohn in Werfenweng hoch: «Küchen­chefin mit 21 Jahren», sagt sie nicht ohne Stolz. Jung! «Ja, das ist jung.» Und jung war sie auch, als sie ihren ersten Sohn bekam: Helmut. Den Vater und späteren Ehemann lernte sie ausserhalb des Gastgewerbes kennen und lieben. Knapp vier Jahre später folgte noch Nesthäkchen Andreas. Bis heute sind ihre Söhne ein ganz wichtiger Teil in ihrem Leben geblieben.

Nach der Geburt ihrer Kinder arbeitet Eleonore sporadisch als Köchin weiter. «Ich habe den Beruf nie aus den Augen verloren, mir war es immer wichtig, drin zu bleiben. Gleichzeitig habe ich aber auch darauf geachtet, dass die Arbeitsstellen immer in der näheren Umgebung waren, so dass ich für meine Kinder da sein konnte.» Heute rückblickend, frage sie sich schon manchmal, wie sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen konnte: «Wenn ich mir die Stunden anschaue, ein Wahnsinn!»

«Meine Küche ist bodenständig, ­einfach und gut»

2006 kam Eleonore mit den Kindern nach der Trennung von ihrem ersten Mann, «der weiterhin für die Buben da war», in die Schweiz. Hier hat sie ihren zweiten Mann kennengelernt, mit dem sie inzwischen seit zwei Jahren verheiratet ist. Ihr Lebensmensch, ihr Halt, wie sie betont – und wieder einer, der zwar ihre Leidenschaft für den Kochberuf stützt, aber selbst nicht aus diesem Metier kommt. «Eine Frau im Kochberuf braucht einfach den richtigen Partner im Hintergrund, der das alles mitmacht», sagt sie, nur so gehe es.

In der Schweiz hat Eleonore dann als Küchenchefin im Casino Herisau gearbeitet sowie in weiteren Betrieben im Appenzell. 2010/11 bestand dann die einmalige Chance, die ehemalige Bäckerei Sägehüsli in Stein zu übernehmen. «Die haben jemanden für das Lokal gesucht, ich habe mein Konzept mit der österreichischen Küche vorgestellt, und wir haben uns gefunden.» Das sei ein Glücksgriff gewesen, auch weil die Besitzer den Betrieb extra für sie umbauten. Warum nach all den Jahren selbständig sein, Eleonore? «Weil es schon immer mein Traum war, ein eigenes Lokal zu haben, und weil ich nicht mehr für andere Leute die heissen Kartoffeln aus dem Ofen holen wollte, sondern für mich.» Und es sei alles andere als einfach gewesen, so als Frau, noch dazu in einem fremden Land. «Da braucht es Durchsetzungsvermögen, aber ich habe mich noch nie unterkriegen lassen.»

«Heute möchte ich nichts mehr ­anderes machen»­

Eleonore Lindenmanns Küche ist bodenständig, einfach und gut, wie sie selbst festhält. «Und alles hausgemacht!», darauf legt sie Wert: ob Knödel, Spätzli, ob Saucen et cetera – und vor allem auch das Eis, eine ganz spezielle Leidenschaft von Eleonore. «Eissorten selber kreieren, das ist einfach grandios. Hier liebe ich es einfach zu tüfteln, bis es perfekt ist.» Was sie sich für die Zukunft noch wünscht? «Dass sich hier der Betrieb ein wenig einpendelt, weniger Auf und Abs, das wäre schön.» Aber sie sei sich durchaus bewusst, dass sie an keinem einfachen Standort sei. Und sonst? «Sonst, einfach kochen und weitermachen. Ich liebe es.»

Danke an das Gastro Journal und an Christine Bachmann.